Am 5. November 2004 wurde der 3. Frauenbrücke-Preis in feierlichem Rahmen im Alten Rathaus der Stadt Potsdam verliehen. Die Ausschreibung für den 3. Frauenbrücke-Preis für die innere Einheit in Deutschland fand 2004 in den Regionen Cottbus, Konstanz und Oldenburg statt.
Ausgezeichnet wurden:
aus Cottbus, für das einfühlsame Interesse mit dem sie ihren Mitmenschen, in der Zeit der Teilung Deutschlands gewachsene Unterschiede und ihre Folgen in der Nachwendezeit verständlicher macht. Auf diese Weise trägt sie zum gesellschaftlichen Prozess der Annäherung bei. Als Versicherungsinspektorin wurde sie zur Mitwisserin so manchen Ausreiseplans, konnte manchen helfen. 1989 richtete sie eine kleine Pension ein und erzählt ihren Gästen über das Wendegeschehen in Cottbus und seine Folgen für die neuen Bundesländer. Sie berichtet von der bedrückenden Situation vieler Menschen, aber auch von der Notwendigkeit, das neue Leben in Demokratie mitzugestalten. Vielen, vor allem jüngeren Gästen, vermittelt sie Einblicke in DDR- und neue deutsche Geschichte, meint, ein Stück der Mauer mit Niemandsland, Stacheldraht und Laufgraben sollte erhalten bleiben; denn wie sonst könnten die Nachgeborenen die damalige Bedrohlichkeit empfinden?
aus Konstanz, für die großzügige Selbstverständlichkeit mit der sie auf jegliche Rechte aus ihrem ehemaligen Wohnsitz verzichtete und den Menschen ihres damaligen Heimatortes auch in schweren Zeiten verbunden blieb. Ein Kontakt, der nicht abriss, als die Familie nach dem Ende des zweiten Weltkriegs aus ihrem Besitz vertrieben wurde.
So floss auch ein späteres kleines Erbe in die Pfarrgemeinde, mit dem eine Glocke hergestellt und mit der Inschrift eines Gedichts der Großmutter versehen wurde.
Mit ihrer Handlungsweise hat sie vorbildlich dazu beigetragen, die durch die Verhältnisse in unserem Land geschaffenen Gegensätze zu überbrücken.
aus Oldenburg, für den Mut, mit dem sie das für sie Notwendige unternahm, die Tapferkeit, mit der sie die grausamen Folgen ertrug, und die Großmut, mit der sie sich heute im Zeitzeugengespräch anderen gegenüber öffnet.
In der inneren Auseinandersetzung mit den Glaubenssätzen der DDR und der sie umgebenden Lebensrealität, wollten Frau Plenio und ihr Mann den Kindern den Balanceakt zwischen einer Wahrheit für zu Hause und einer anderen für den Umgang in der Schule und mit den Freunden nicht zumuten. 1982 wagten sie mit den Kindern im Kofferraum die Flucht, wurden entdeckt und verbüßten die in der DDR übliche Zuchthausstrafe bis zum Freikauf.
Wer, wie sie bereit ist, über diese Abgründe in der alten, wie in der neuen Heimat zu reden, trägt zum besseren Verständnis und zur Aussöhnung bei und macht sich um unser Land verdient.
Prof. Egon Bahr und Dr. Manfred Stolpe
Festreferat: Prof. Egon Bahr: "Wandel durch Annäherung"
Im Namen des Schirmherren begrüßte Gabriele Fischer, Beigeordnete der Stadt Potsdam, die Preisträger und Festgäste aus der ganzen Republik. Großes Interesse an der Arbeit von Frauenbrücke und Stiftung sprachen auch aus den Worten der Stiftungsbeiräte Justizsenatorin von Berlin, Karin Schubert und Bundesminister Manfred Stolpe und der brandenburgischen Sozialministerin Ziegler.